Samstag, 16. April 2016

Pausentagsgeschichten

Was ist schöner als Frühstück? Nach dem Frühstück gleich wieder ins Bett gehen. Hab ich heute gemacht, weil ich's kann! Es gab ein herrlich gutes und gleichzeitig polnisch-kompromißloses Frühstücksbuffet (Ei mit Ei, Fleischpastete mit Fleisch gefüllt). Genau das Richtige für den hungrigen Wanderer.

Erst am Nachmittag schäle ich mich wieder aus dem Zimmer und starte meine Einkaufstour. Erstmal zur Post, Briefmarken kaufen. Vielleicht will der Herr ja mal eine spontane Postkarte schreiben, denn Briefkästen gibt's hier gefühlt an jeder zweiten Dorflaterne.

Bei der Überquerung des Dorfplatzes werde ich einerseits von der Dorfjugend gemustert (versammelt vor der Apotheke), andererseits von den Menele (versammelt im Park). Ok, ich bin fremd hier, aber ich bin erstaunt, daß man es mir offensichtlich SO stark ansieht... Auf der Post gibt's zwei Schalter, ich wähle den linken und habe offensichtlich falsch gegriffen. Ich lerne: In Polen kannst du Rechnungen auf der Post bezahlen (Strom, Handy, Fernseh-Abo) und bekommst dabei irgendwie ein paar Prozent Rabatt. Also werden wie wild Rechnungen auf der Post bezahlt, was jedesmal eine Ewigkeit dauert. Drei Leute vor mir, jeder braucht 10-15 Minuten, und die Dame hinterm Schalter wirkt noch nicht mal so, als würde sie bummeln. Eher, als würde sie jede Rechnung in 28 verschiedene Datenbanken eingeben müssen. Der andere Schalter läuft zackiger, ich wäre seit ca. 15 min schon wieder draußen, aber ich bin zu stur, um mich dort anzustellen. Und ich hab ja Zeit. Vielleicht will der Typ vor mir ja nur schnell Briefmarken kaufen (wie ich...), aaaaber nein: Handyrechnung. 

Meine Gedanken schweifen zurück zu den Worten, die ich gleich auf polnisch sagen will und zu dem Horror-Schild, das ich gestern auf dem Feld fotografiert habe. Ich mag ja fremde Sprachen irgendwie und besitze einen gewissen Ehrgeiz, fremdsprachige Schilder zu entziffern. Vor allem, weil man immer irgendwelche Worte wiederfindet, die man aus anderen Sprachen kennt. Aber bei diesem: -- Buchstabenhaufen! hab ich aufgegeben. Mein "Dzień dobry!" scheint ganz gut zu funktionieren, aber dann hört's auch ganz schnell wieder auf.

Irgendwann erwache ich meinem sprachlichen Tagtraum, bin endlich dran und werfe all mein offensives Nicht-Wissen des Polnischen mit den vorhin schnell aus dem Wörterbuch rausgesuchten Vokabeln in einen Topf. Mehrzahl bilden kann ich eigentlich nicht, aber an der Schalter-Scheibe steht das Wort "pocztowych", was der gemerkten Vokabel für "Briefmarke" (pocztowy) zum Verwechseln ähnlich sieht. Könnte die Mehrzahl sein, könnte passen. Also probiere ich es mit "Prosze, pocztowych do Niemcy.", was für mich soviel wie "Bitte, Briefmarken nach Deutschland." bedeutet.

Zu meiner Überraschung springt die Dame auf und flieht. War meine Aussprache so schlimm? Die Briefmarken liegen eigentlich direkt hinter ihr in einer Mappe, hab ich vorhin genau gesehen. Sie kommt mit einer Kollegin zurück, diese zückt eine besondere Mappe mit Einschreiben-Aufklebern, worauf ich mit "Nie, nie, standard!" antworte. Kopfschütteln auf der anderen Seite der Scheibe, anders geht es nicht. Ich kann nicht ganz glauben, daß ich eine Postkarte nach Deutschland per Einschreiben schicken soll und plötzlich quatscht mich ein junger Typ an und übersetzt vom Englischen ins Polnische. Am Ende klappt alles und ich habe meine Briefmarken in der Tasche, zu 5 PLN das Stück. Prüfung vergeigt, Mission erfolgreich abgeschlossen. 

An meinem Polnisch muß ich wohl noch etwas arbeiten.

1 Kommentar:

  1. Lieber Kilian, keiner kommentiert. Warum nicht? Ich lese jeden Tag deinen Blog und bin schwer beeindruckt, dass du am Ende des Tages nach all den Strapazen auch noch das auf dich nimmst. Danke und Glück auf den Weg! Sylvia N.

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