Iława - Samborowo (Bahnhof)
6 h / 27 km
Es ist kühl geworden im Vergleich zu den vergangenen Tagen. Als ich morgens aus der Taverne trete, setze ich erstmal den Rucksack ab und ziehe mir flott eine Jacke über. DAS hatten wir ja lange nicht...
Raus aus der Stadt heißt in Iława dasselbe wie immer. Durch das Zentrum, durch die Randgebiete mit den sozialistischen Wohnblöcken, entlang der Siedlungsstraßen, die von den neuen Einfamilienhäusern gesäumt werden. Das Rad- und Fußweg neben der Straße hört dank EU-Cofinanzierung nicht am Ortsrand auf, sondern läuft immer weiter. Offensichtlich bis hinter den Horizont und weiter in alle Ewigkeit. Die Stadt habe ich längst hinter mir gelassen, die Häuser links und rechts der Straße noch lange nicht. Das Siedlungsgebiet zieht sich Kilometer um Kilometer am See entlang, gefühlt jedes 5. Haus steht zum Verkauf.
Mit zunehmendem Abstand zu Iława werden die Häuser neuer und protziger. Die Statussymbole der Häuser auf der Seeseite heißen: gepflasterte Vorfahrt mit Springbrunnen in der Mitte, separates Garagengebäude, Bootshaus am Seeufer. Der Vogel wird am Ende von einem James-Bond-mäßigen Mansion abgeschossen, das komplett in den Hang hineingebaut wurde. Von der Straße aus ist eigentlich nur das Dach zu sehen, das mit Schieferplatten verkleidet ist. Mehr als die Tiefgarage, die Zaunanlage und die Videoüberwachung sind von außen nicht zu sehen, aber ich kann mir ungefähr vorstellen, was da für ein Klotz darunter sitzt. Da beruhigt es mich ungemein, daß nur 100 Meter weiter das Siedlungsgebiet zu Ende ist und statt dessen leere und halbverwilderte Wiesengrundstücke übernehmen. Keine zwei Minuten später sehe ich schon wieder ein romantisches Plumpsklo, als maximales Gegenstück zu den Immobilien, an denen ich während der letzten Stunde vorbeigelaufen bin. Aber wer weiß, wie lange noch...
Erst nach gut 10 km kann ich endlich von der Straße auf einen sandigen Feldweg abbiegen, wenn auch nur für eine kurze Viertelstunde. Der Spaß an diesem Tag ist mir inzwischen etwas verloren gegangen, so daß ich inzwischen schon in Betracht ziehe, einfach wild irgendwo abzubiegen, um endlich wieder Wald und Waldwege um mich zu haben. Statt dessen gibt es die Geflügelfarm Sektor 2, die einen schmierig-süßlichen Geruch verbreitet, den ich den restlichen Tag nicht mehr aus der Nase bekommen werde. Vielleicht auch deswegen, weil an der selben Straße auch noch die Sekoren 4, 3, 1 und 5 liegen. Würg.
Im letzten Dorf vor dem Wald habe ich dermaßen die Schnauze voll, daß ich kurz versucht bin, zum Bahnhof nach Pikus abzubiegen. Sind nur 2 km, dann wäre diesem vermurksten Tag endlich ein Ende gesetzt. Aber die Strecke wird dadurch ja nicht weniger und auf der Karte ist tröstlicherweise zu erkennen, daß ich kurz nach der Kreuzung für den Rest der Etappe im Wald laufen kann.
Und tatsächlich: Sobald ich Bäume um mich herum habe, entspannt sich meine Laune. Der Asphalt macht wieder einem sandigen Waldweg Platz, der Regen ist auch nur eine kleine Husche und sorgt eher dafür, daß das Grün des Waldes noch besser zur Geltung kommt. Ich habe die Hände in den Hosentaschen und bin zufrieden. So zufrieden, daß mich noch nicht mal stört, daß mitten im Wald dann doch wieder der Asphalt beginnt.
Kurz vor Samborowo stolpere ich am Waldrand über zwei alte Backstein-Forts mit tonnenweise Schießscharten und Panzerkuppel obendrauf. Einmal links und einmal rechts der Bahnlinie, strategisch günstig hinter dem Fluß platziert. Offenbar sollten diese Bauten zu ihrer Zeit die Eisenbahnlinie schützen. Der Eingang einer der Ruinen steht offen, aber nach 1,5 mal abbiegen ist es schon so stockfinster, daß es mir echt zu unheimlich wird.
Meinen angepeilten Zug zurück nach Iława habe ich vermutlich um eine Viertelstunde verpasst, der Nächste geht in etwas mehr als einer Stunde. Auf den letzten paar hundert Metern bis zum Bahnhof sehe ich aus der Ferne, daß mein Zug offensichtlich Verspätung hatte, aber nur etwas mehr als 10 Minuten, so daß ich ihm kurz vor dem Bahnhof doch noch zum Abschied zuwinken kann.
Also sitze ich noch eine Stunde neben einem schönen alten verfallenen Backsteinbahnhof herum, betrachte die aufziehenden Gewitterwolken im Westen und hoffe inständig, daß es jetzt nicht nochmal anfängt zu regnen. Kalt genug ist mir vom Rumsitzen sowieso schon...
Wenn ich den Tag Revue passieren lasse, fällt mir leider nur das Wort "öde" ein. Vielleicht gibt es solche Tage, an denen die Begeisterung fehlt und ich einfach nur lustlos weiterstapfe. Andererseits habe ich die Etappe abgehakt, morgen kann es weitergehen -- mit der Chance auf einen schöneren Tag, den ich vielleicht wieder mehr genießen kann.
Erst nach gut 10 km kann ich endlich von der Straße auf einen sandigen Feldweg abbiegen, wenn auch nur für eine kurze Viertelstunde. Der Spaß an diesem Tag ist mir inzwischen etwas verloren gegangen, so daß ich inzwischen schon in Betracht ziehe, einfach wild irgendwo abzubiegen, um endlich wieder Wald und Waldwege um mich zu haben. Statt dessen gibt es die Geflügelfarm Sektor 2, die einen schmierig-süßlichen Geruch verbreitet, den ich den restlichen Tag nicht mehr aus der Nase bekommen werde. Vielleicht auch deswegen, weil an der selben Straße auch noch die Sekoren 4, 3, 1 und 5 liegen. Würg.
Im letzten Dorf vor dem Wald habe ich dermaßen die Schnauze voll, daß ich kurz versucht bin, zum Bahnhof nach Pikus abzubiegen. Sind nur 2 km, dann wäre diesem vermurksten Tag endlich ein Ende gesetzt. Aber die Strecke wird dadurch ja nicht weniger und auf der Karte ist tröstlicherweise zu erkennen, daß ich kurz nach der Kreuzung für den Rest der Etappe im Wald laufen kann.
Und tatsächlich: Sobald ich Bäume um mich herum habe, entspannt sich meine Laune. Der Asphalt macht wieder einem sandigen Waldweg Platz, der Regen ist auch nur eine kleine Husche und sorgt eher dafür, daß das Grün des Waldes noch besser zur Geltung kommt. Ich habe die Hände in den Hosentaschen und bin zufrieden. So zufrieden, daß mich noch nicht mal stört, daß mitten im Wald dann doch wieder der Asphalt beginnt.
Kurz vor Samborowo stolpere ich am Waldrand über zwei alte Backstein-Forts mit tonnenweise Schießscharten und Panzerkuppel obendrauf. Einmal links und einmal rechts der Bahnlinie, strategisch günstig hinter dem Fluß platziert. Offenbar sollten diese Bauten zu ihrer Zeit die Eisenbahnlinie schützen. Der Eingang einer der Ruinen steht offen, aber nach 1,5 mal abbiegen ist es schon so stockfinster, daß es mir echt zu unheimlich wird.
Meinen angepeilten Zug zurück nach Iława habe ich vermutlich um eine Viertelstunde verpasst, der Nächste geht in etwas mehr als einer Stunde. Auf den letzten paar hundert Metern bis zum Bahnhof sehe ich aus der Ferne, daß mein Zug offensichtlich Verspätung hatte, aber nur etwas mehr als 10 Minuten, so daß ich ihm kurz vor dem Bahnhof doch noch zum Abschied zuwinken kann.
Also sitze ich noch eine Stunde neben einem schönen alten verfallenen Backsteinbahnhof herum, betrachte die aufziehenden Gewitterwolken im Westen und hoffe inständig, daß es jetzt nicht nochmal anfängt zu regnen. Kalt genug ist mir vom Rumsitzen sowieso schon...
Wenn ich den Tag Revue passieren lasse, fällt mir leider nur das Wort "öde" ein. Vielleicht gibt es solche Tage, an denen die Begeisterung fehlt und ich einfach nur lustlos weiterstapfe. Andererseits habe ich die Etappe abgehakt, morgen kann es weitergehen -- mit der Chance auf einen schöneren Tag, den ich vielleicht wieder mehr genießen kann.
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