Ełk nach Kalinowo
6 h / 28 km
Wie immer wache ich viel zu früh auf, aber beim Blick aus den Fenster raus auf den See hüpft mein Herz: Wolken, Nebel, kalter Wind. Ich bleibe heute früh extra lange im Bett liegen und genieße jede Minute, während die kühle Luft durch das Fenster hereinströmt.
Das Tellerfrühstück unten im Pub hat etwas Absurdes, alle Tische sind paßgenau und abgezählt eingedeckt, jeder hat ein Glas Orangensaft vor sich, das komplett bis zur Oberkante voll ist. Die Brötchen sind wattebauschweich, dann flattert überraschenderweise ein Omlett auf meinen Tisch. Beim Aufschneiden läuft mir eine dampfende Masse aus Tomaten, Zwiebeln und geschmolzenem Käse entgegen. Not today, my friends. Not today. Ich bin immer noch pappsatt von meiner viel zu großen Pizza gestern Abend. Ich hab sogar noch ein paar Stücke übrig, als Pausenschmaus in meinem Rucksack...
Als ich später in meiner üblichen Wanderkluft durch Ełk laufe, ist es immer noch schön kalt. So sehr, daß ich ernsthaft überlege, ob ich mir doch was Langes obenrum anziehen soll. Aber ich lasse es sein, weil nach den letzten viel zu heißen Tagen das Gefühl von leichtem Frösteln einfach nur herrlich ist.
Allerdings fällt mir auf: Irgendwas stimmt hier nicht. Sie Stadt ist wie ausgestorben Ich muß erst an großflächig geschlossenen Geschäften vorbeigehen, bis mir langsam dämmert: Feiertag. Fronleichnam. In Polen wird heute praktischerweise auch gleich noch Muttertag gefeiert. Die Supermärkte haben alle geschlossen, selbst die Skleps sind dicht. Und ausgerechnet heute habe ich nichts zu Trinken dabei, weil ich eigentlich auf dem Weg durch die Stadt noch einkaufen wollte. Ganz hinten zwischen Industrie- und Neubaugebiet, als ich schon gar nicht mehr daran glaube, hat dann doch noch ein Sklep geöffnet, ich decke mich großflächig mit Getränken ein. Nachschub wird es wohl heute nicht mehr geben.
Das Tellerfrühstück unten im Pub hat etwas Absurdes, alle Tische sind paßgenau und abgezählt eingedeckt, jeder hat ein Glas Orangensaft vor sich, das komplett bis zur Oberkante voll ist. Die Brötchen sind wattebauschweich, dann flattert überraschenderweise ein Omlett auf meinen Tisch. Beim Aufschneiden läuft mir eine dampfende Masse aus Tomaten, Zwiebeln und geschmolzenem Käse entgegen. Not today, my friends. Not today. Ich bin immer noch pappsatt von meiner viel zu großen Pizza gestern Abend. Ich hab sogar noch ein paar Stücke übrig, als Pausenschmaus in meinem Rucksack...
Als ich später in meiner üblichen Wanderkluft durch Ełk laufe, ist es immer noch schön kalt. So sehr, daß ich ernsthaft überlege, ob ich mir doch was Langes obenrum anziehen soll. Aber ich lasse es sein, weil nach den letzten viel zu heißen Tagen das Gefühl von leichtem Frösteln einfach nur herrlich ist.
Allerdings fällt mir auf: Irgendwas stimmt hier nicht. Sie Stadt ist wie ausgestorben Ich muß erst an großflächig geschlossenen Geschäften vorbeigehen, bis mir langsam dämmert: Feiertag. Fronleichnam. In Polen wird heute praktischerweise auch gleich noch Muttertag gefeiert. Die Supermärkte haben alle geschlossen, selbst die Skleps sind dicht. Und ausgerechnet heute habe ich nichts zu Trinken dabei, weil ich eigentlich auf dem Weg durch die Stadt noch einkaufen wollte. Ganz hinten zwischen Industrie- und Neubaugebiet, als ich schon gar nicht mehr daran glaube, hat dann doch noch ein Sklep geöffnet, ich decke mich großflächig mit Getränken ein. Nachschub wird es wohl heute nicht mehr geben.
Auf dem Weg raus aus der Stadt sehe ich das erste Straßenschild mit Hinweis auf die litauische Grenze und atme tief durch. Hinter dem wirklich allerletzten Autohaus von Ełk (Fiat/Jeep/Alfa) darf ich endlich nach links in den Wald eintauchen. Die Mücken sind wieder da, allerdings etwas lustloser als sonst.
Schon zwei Dörfer weiter bekomme ich Lust auf Mittagspause, werfe mich auf ein Stückchen Wiese neben dem Feldweg und esse erstmal feierlich meine Pizza von gestern Abend fertig. Inzwischen ist es doch wieder recht warm geworden, aber selbst in der Mittagssonne ist es noch gut auszuhalten. Also liege ich noch eine Stunde faul im Gras herum und lese ein bißchen.
(Bildmitte: Weg) |
Links von mir taucht ein Sumpfgebiet auf, es raschelt und knackt im Gebüsch. Ich rufe ein paar Mal laut, damit sich z.B. Familie Wildschwein nicht so überrascht fühlt, aber dann brechen statt dessen zwei klatschnasse Hunde aus dem Unterholz. Mir rutscht mal eben das Herz in die Hose. Offensichtlich waren sie schwer im Sumpf unterwegs, beide sind bis auf die Knochen naß und vermatscht, schauen mich etwas irritiert an, sind aber reichlich desinteressiert und verschwinden zügig wieder. Ok, also keine zähnefletschenden verwilderten Monster, die zwei Kilometer vom nächsten Dorf entfernt möglichen einsamen Wanderern auflauern. Trotzdem bin ich froh, als ich endlich wieder auf dem freien Feld stehe.
In den Dörfern herrscht Feiertagsstimmung. Alle sind im Garten, entweder arbeitend oder faulenzend, ein junger Vater zimmert an einem Baumhaus für seine Kinder. Ich laufe einfach mitten durch diese Idylle hindurch und gehöre nicht dazu, freue mich über jedes Stückchen Schatten, das die Straßenbäume auf den Asphalt werfen und ziehe durch das Land.
Wieder habe ich für heute Abend keine passende Übernachtung gefunden, also habe ich die Busfahrpläne studiert. Heute Nachmittag fährt genau ein Bus nach Augustów, so gegen 16:30 Uhr. Den sollte ich erwischen. Morgen früh kann ich dann wieder mit dem Bus hierher zurückfahren und das restliche Stück nach Augustów "ablaufen".
Natürlich bin ich viel zu früh an der Bushaltestelle, also sitze ich erstmal erschlagen im herrlichen Schatten des Bushäuschens herum und schaue den Autos auf der DK 16 zu. Irgendwann stelle ich mich an die Straße und halte den Daumen raus, vielleicht geht ja noch was, bevor der Bus fährt. Dank Feiertag ist auf der DK 16 erstaunlich wenig los, aber nach einer knappen halben Stunde hält ein Auto an. Marcin aus Gdansk nimmt mich mit nach Augustów, wo er aufgewachsen ist. Er bringt mich sogar noch bis zu meinem Pensjonat am anderen Ende der Stadt und wir verabreden uns noch für einen der Tage des langen Wochenendes auf einen Stadtrundgang und ein Bier.
Die abendliche Suche nach einem Restaurant endet im wüsten Getümmel. Ganz Augustów plus Touristen ist auf den Beinen und bummelt in den Feiertagsabend hinein, die Biergärten sind bis zum Anschlag gefüllt, vor dem einzigen offenen Getränkeladen der Stadt steht eine mittlere Schlange und mir ist das für heute alles ein bißchen zu viel. Abendessen lasse ich ausfallen, kaufe mir statt dessen noch ein Eis und zwei Bier -- das muß als flüssige Nahrung für heute genügen.
Statt dessen genieße ich in meiner stillen Pension die abendliche Ruhe, stöbere durch den Stapel neuer Wanderkarten, die mir Otti hierher geschickt hat und telefoniere lange mit der Heimat. Kurz vor dem Einschlafen erinnere ich mich daran, daß ich mich seit Tagen auf Augustów gefreut habe, vor allem weil ich hier schon mehrmals auf dem Weg nach Litauen durchgefahren bin. In der Fremde an Orte zu kommen, die man kennt, ist ein besonderes Privileg. Und: Augustów fühlte sich schon immer so an, als würde hier ein neues Kapitel beginnen. Das Kapitel der Holzhäuser, des riesigen Wälder der Puszcza Augustowksa, die letzten Kilometer bis zur Grenze nach Litauen.
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