Nowe Guty nach Klusy
5,5 h / 24 km
Spätes Frühstück, entspanntes Rumsitzen und Tee trinken, die Gastgeberin trägt nochmal frische Apfelpfannkuchen mit Puderzucker auf. Draußen knallewarm -- und ich habe heute überhaupt keinen Bock auf Laufen. Ich bin mäkelig, habe zu wenig geschlafen, weil es gefühlt schon ab 03:30 Uhr draußen hell ist. Aber vom Rummaulen ist bekanntlich noch niemand angekommen.
Also mit Uwe einen Treffpunkt und eine ungefähre Zeit für heute Nachmittag vereinbart, Rucksack aufgeladen, die Dorfstraße runter und zwei Kilometer weiter nach rechts aufs Feld abbiegen. Der Tag beginnt mit einem mittleren Umweg, weil ich erstmal um den riesigen Truppenübungsplatz östlich von hier herumlaufen muß. Meine unschuldige Frage an Uwe, wie ernst das Militär es denn hier mit dem Betretungsverbot nehmen würden, konnte durch ein einziges Wort beantwortet werden: Manöverzeit.
Also wühle ich mich über halb verwachsene Feldwege nach Nordosten, treffe auf dem Feld einen alten Mann, der so überrascht ist, daß er schlechte Laune bekommt und mich nicht zurück grüßt. Die Luft dampft in der Sonne zwischen den Feldern, ab und zu kommt wenigstens nochmal der Wind zurück und bringt der Haut willkommene Kühlung.
In Orzysz mache ich Pause auf dem frisch gemähten Rasen des Spielplatzes (ja, wieder mit kombinierten Fitness-Geräten) und beobachte einige Militärkolonnen, die vom Bahnhof aus auf die Hauptstraße einbiegen. Ansonsten ist es eine trostlose Kleinstadt, die nur aus der Garnison des polnischen Militärs und einem überdimensional großen Friedhof zu bestehen scheint. Immerhin finde ich hinter dem Campingplatz am Ortsende einen Weg, der elegant zwischen zwei Seen hindurchführt und mir gleichzeitig eine halbe Stunde auf der Landesstraße 16 erspart. Als ich letztendlich doch wieder auf die 16 treffe, parkt ein französisches Wohnmobil mitten auf dem Waldweg, darin ein mittagspausierendes Rentnerehepaar, das sich gehörig erschreckt, als ich plötzlich vor ihrer Windschutzscheibe auftauche.
Was ich inzwischen über Masuren gelernt habe: Es gibt ohne Ende Seen, aber du kommst nur relativ selten überhaupt bis ans Wasser ran. Die meisten Seen sind gesäumt von breiten Schilfgürteln und/oder sumpfigen Waldgebieten, so daß trotz Überfluß an Wasserflächen die Gelegenheiten, sich auch mal wirklich ans Wasser zu setzen, außerordentlich rar sind. Aber ich habe Glück und finde einen schattigen Platz mit einem 40 cm breiten Sandstrand und folge sofort dem Beispiel der französischen Rentner: Mittagspause. Ich sitze eine Stunde am Ufer herum, genieße den Wind, plätschere immer mal wieder mit den Füßen im Wasser herum und trinke meine Flaschen leer. Kann mich Uwe nicht einfach hier abholen? Dann könnte ich einfach sitzen bleiben und müsste nicht noch 3 h Laufen...
Ich weiß gar nicht richtig, was mich am heutigen Tag so quält. Eigentlich ist es ein abwechslungsreiches Wandern durch kühlen Wald und sonnig-glänzendes Feld, durch schlafende Dörfer im Nachmittagsschlaf. Die fehlende Übernachtungsmöglichkeit habe ich elegant gelöst, indem ich in Klusy abgeholt und morgen früh wieder dort hingebracht werde. Eigentlich läuft alles wunderbar, aber irgendwas in meinem Kopf hat auf Abwehr und Widerstand geschaltet. Und ich kriege es den restlichen Tag nicht mehr raus. Selbst so fettgedruckte Einladungen wie ein frisch gemähtes Stück Wiese neben einem kleinen Waldsee lasse ich später links liegen, weil ich irgendwas dran zu mäkeln habe (in diesem Fall: Iiiih, da sind ja Mücken...). Ich bin grundlos genervt und bin gleichzeitig genervt, daß ich genervt bin. Sonst hänge ich mir an solchen Tagen besser Musik in die Ohren, aber ausgerechnet heute habe ich den mp3-Player im Zimmer gelassen.
Ungefähr eine Stunde vor der vereinbarten Abholzeit komme ich in Klusy an und drehe erst nochmal eine Runde durchs Dorf, auf der Suche nach einem Sklep und heiß auf Getränke. Leider Fehlanzeige, vor der Kirche steht nur ein fliegender Händler, der aus deinem Anhänger heraus bunten Plastikkram feilbietet. Kinderspielzeug, Haushaltswaren, Dekoartikel. Nichts davon könnte ich heute gebrauchen.
Also verziehe ich mich wieder runter an die Bushaltestelle an der Landstraße und warte auf Uwe. Der kommt eine halbe Stunde später angebraust, auf dem Weg zurück nach Nowe Guty erzähle ich, was ich heute so an Wild gesehen habe. Uwe hält unvermittelt auf der 16 seinen Volvo an, knallt den Rückwärtsgang rein und biegt auf einen Waldweg ab. Kleiner Ausflug: Er zeigt mir in seinem Jagdrevier einige Ecken, an denen Elche zu finden sind -- witzigerweise ziemlich genau an Stellen, an denen ich heute schon vorbeigelaufen bin. Lange habe ich niemanden sein Auto so erbarmungslos durch den Wald prügeln sehen, aber ich sitze vollkommen entspannt auf dem Beifahrersitz, die Klimaanlage summt leise und ich kann endlich mal all die Jäger- und Försterfragen loswerden, die ich schon immer mal wissen wollte.
In meinem Zimmer erwartet mich der herrlich kalte Fliesenfußboden, ein Abendessen im Biergarten und die Erleichterung, den Tag irgendwie erledigt zu haben.
Ich weiß gar nicht richtig, was mich am heutigen Tag so quält. Eigentlich ist es ein abwechslungsreiches Wandern durch kühlen Wald und sonnig-glänzendes Feld, durch schlafende Dörfer im Nachmittagsschlaf. Die fehlende Übernachtungsmöglichkeit habe ich elegant gelöst, indem ich in Klusy abgeholt und morgen früh wieder dort hingebracht werde. Eigentlich läuft alles wunderbar, aber irgendwas in meinem Kopf hat auf Abwehr und Widerstand geschaltet. Und ich kriege es den restlichen Tag nicht mehr raus. Selbst so fettgedruckte Einladungen wie ein frisch gemähtes Stück Wiese neben einem kleinen Waldsee lasse ich später links liegen, weil ich irgendwas dran zu mäkeln habe (in diesem Fall: Iiiih, da sind ja Mücken...). Ich bin grundlos genervt und bin gleichzeitig genervt, daß ich genervt bin. Sonst hänge ich mir an solchen Tagen besser Musik in die Ohren, aber ausgerechnet heute habe ich den mp3-Player im Zimmer gelassen.
Ungefähr eine Stunde vor der vereinbarten Abholzeit komme ich in Klusy an und drehe erst nochmal eine Runde durchs Dorf, auf der Suche nach einem Sklep und heiß auf Getränke. Leider Fehlanzeige, vor der Kirche steht nur ein fliegender Händler, der aus deinem Anhänger heraus bunten Plastikkram feilbietet. Kinderspielzeug, Haushaltswaren, Dekoartikel. Nichts davon könnte ich heute gebrauchen.
Also verziehe ich mich wieder runter an die Bushaltestelle an der Landstraße und warte auf Uwe. Der kommt eine halbe Stunde später angebraust, auf dem Weg zurück nach Nowe Guty erzähle ich, was ich heute so an Wild gesehen habe. Uwe hält unvermittelt auf der 16 seinen Volvo an, knallt den Rückwärtsgang rein und biegt auf einen Waldweg ab. Kleiner Ausflug: Er zeigt mir in seinem Jagdrevier einige Ecken, an denen Elche zu finden sind -- witzigerweise ziemlich genau an Stellen, an denen ich heute schon vorbeigelaufen bin. Lange habe ich niemanden sein Auto so erbarmungslos durch den Wald prügeln sehen, aber ich sitze vollkommen entspannt auf dem Beifahrersitz, die Klimaanlage summt leise und ich kann endlich mal all die Jäger- und Försterfragen loswerden, die ich schon immer mal wissen wollte.
In meinem Zimmer erwartet mich der herrlich kalte Fliesenfußboden, ein Abendessen im Biergarten und die Erleichterung, den Tag irgendwie erledigt zu haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen