Olsztyn nach Barczewo
5 h / 24 km
Ugh, schon wieder Regen. Nass, kalt, nasskalt. Vom Hotel aus laufe ich in Richtung Bahnhof, vorbei an McDonalds, vorbei an furchtbaren Industriegebieten, und es regnet. An der Eisenbahnunterführung stehe ich ein paar Minuten und warte darauf, daß mal kein Auto kommt, um nicht von den meterbreiten Pfützen bzw. dem Durchgangsverkehr geduscht zu werden.
Da, wo Olsztyn am schönsten ist, zwischen KTM-Händler, Umspannwerk und Gebrauchtwagenplatz, biege ich nach links ab, weil meine Kartenapp mir das so sagt. Und tatsächlich: Es gibt einen kleinen Pfad zwischen all dem Gewerbe hindurch bis zum Rangierbahnhof, wo die PKP ihre ausrangierten Güterwagons abstellt. Immer hart an den Gleisen entlang, durch einen verwunschenen Park neben einem verfallenen Gutshaus, irgendwo nochmal über eine Bahnlinie, die Straße nach Nikielkowo entlang, bis ich endlich nach links in den Wald abbiegen darf.
Finally: Wieder das geliebte Standardprogramm. Sandige Wege durch den Wald, bellende Hunde in leeren Ferienhaus-Kolonien, Trampelpfade entlang der Stromleitung durch den Wald. Der Weg, dem ich ich folge, wird immer schmaler und dünner, am Ende des Waldes mündet er neben einer aufgegebenen und verwilderten Apfelplantage in ein endloses Feld.
Der Horizont gegenüber wird gesäumt von Gewächshäusern, deren Besitzer auch gleich noch die Felder weit und breit mit Zaun und Stacheldraht gesichert haben. Der in der Karte eingezeichnete Weg ist verbarrikadiert, also darf ich statt dessen querbeet irgendwelchen Traktorspuren folgen, die nach Norden führen (wo ich eigentlich gar nicht hin will). Ich laufe durch leeres Land, kein einziges Haus ist zu sehen, nur Wiese, in der Ferne ein See und ein paar Strommasten, die von einem unbekannten A zu einem unbekannten B führen.
Weg = Bildmitte |
Hinter Legajny treffe ich auf die Nationalstraße 16, ein Autobahnersatz Richtung Osten. Entsprechend viel Verkehr begleitet meine nächste Stunde, als ich auf einem matschigen Feldweg neben dem tobenden Verkehr Richtung Barczewo schlittere. Spaß macht der Tag schon lange nicht mehr, also möchte ich bittegerne nur noch ankommen.
Heute morgen habe ich im Hotel mal das Internet nach den Bahnverbindungen zurück nach Olsztyn gefragt. Heute gehen genau 3 Züge: 09:13, 14:58 und 19:42. Was für ein ausnehmend umfangreiches Verkehrsangebot. Kurz darauf habe ich allerdings herausgefunden, daß zwischen Barczewo und Olstyn eine Flotte von Marschrutkas pendelt, die offensichtlich einen Großteil des Verkehrs übernehmen. Das -- muß ich doch wohl ausprobieren.
Die Busse gehen ungefähr alle halbe Stunde, in Barczewo mache ich eine Punktlandung und erwische quasi noch im Laufen den nächsten Bus nach Olsztyn. Kommunikation schwierig, aber für 2,50 PLN (etwas unter 0,60 EUR) kriege ich eine Fahrkarte zurück ins 18 km entfernte Olsztyn. Der Bus ist ein altersschwacher Sprinter mit ungefähr 30 Sitzplätzen, Einstieg durch die Beifahrertür mit eingezogenem Kopf. Die Lüftung arbeitet verzweifelt gegen die notorisch beschlagenen Scheiben an und ich teile mir die Marschrutka mit alten Frauen, die vom Einkaufen kommen, Schülerinnen auf dem Weg nach Hause und allerlei sonstigem Volk.
Der Bus spuckt mich in Olsztyn neben McDonalds wieder aus -- um uns herum stehen zig andere weiße Busse, die wie eine Horde Fliegen aus allen Richtungen abgefahren kommen und in alle Richtungen wieder verschwinden werden.
Schnell ab ins Hotel, ich muß mich noch kämmen. Heute Abend kommt für ein paar Tage Besuch zum Mitwandern. Nina hat sich angekündigt, hat in Berlin todesmutig das winzige Regionalflugzeug von Sprintair bestiegen, ist zum CIA-Flughafen Szymany geflogen und kommt später mit dem Zug in Olsztyn an.
Als wir abends noch zum Essen in die Altstadt runterlaufen, regnet es wieder zuverlässig. Eben nur das beste Wetter für den Gast...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen